• Mehr Sans-Papiers als St.Galler*innen – und 6 weitere Fakten zu Menschen ohne Aufenthaltsstatus

     

    1. So viele Sans-Papiers leben in der Schweiz

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    In der Schweiz leben nach Schätzungen des Bundes rund 80'000 Menschen ohne Aufenthaltsstatus. Diese sogenannten Sans-Papiers verfügen meist über Identitätspapiere ihres Herkunftslandes. Ihnen fehlt jedoch eine Aufenthaltsbewilligung. Ihr irregulärer Aufenthalt zwingt Sans-Papiers zu einem Leben in der Anonymität. Jede kleinste Auffälligkeit könnte das Auffliegen ihres fehlenden Status und somit die Ausschaffung bedeuten. Dadurch sind sie verstärkt Ausbeutung und Betrug durch Arbeitgeber*innen oder Vermieter*innen ausgesetzt.

    2. Arbeiten für 1'600 Franken im Monat

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    Sans-Papiers müssen ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, weil sie keine staatliche Unterstützung beantragen können. Sans-Papiers arbeiten meist als Hausarbeiter*innen oder Pfleger*innen in Privathaushalten, in der Landwirtschaft, auf dem Bau oder im Gastgewerbe. Ihr durchschnittliches Gehalt beträgt rund 1'600 Franken. Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder eine Invalidenrente erhalten sie nicht.

    3. Woher kommen Sans-Papiers?

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    Die Herkunft von Sans-Papiers ist sehr divers und von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Am häufigsten vertreten sind Sans-Papiers aus Zentral- oder Südamerika (42 %), gefolgt von Personen aus Europa (Nicht-EU/EFTA-Staaten 24 %), Afrika (19 %) und Asien (11 %).

    4. 34'000 Zürcher Haushalte beschäftigen Sans-Papiers

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    Sans-Papiers entlasten einheimische erwerbstätige Frauen (und seltener Männer) von ihrer Doppelbelastung in der Hausarbeit. Sie putzen, bügeln, kochen, hüten Kinder, betreuen Alte und Kranke. In städtischen Gebieten arbeiten inzwischen die Mehrzahl der Sans-Papiers als Hausarbeiterinnen. Das Risiko einer Ausbeutung ist omnipräsent.

    5. Warum werden Menschen zu Sans-Papiers?

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    Sans-Papiers leisten Arbeit, ohne die unser heutiges Wirtschaftsgefüge auseinander brechen würde. Die Schweiz vergibt jedoch nur noch Aufenthaltsbewilligungen an EU-Bürger*innen oder an Hochqualifizierte. Für eine Arbeit im Niedriglohnsektor bekommt man keine Arbeitsbewilligung in der Schweiz. Ein Grossteil der Sans-Papiers besass nie einen Aufenthaltsstatus (63 %). Abgewiesene Asylsuchende, die nicht abgeschoben werden können und meist in Notunterkünften wohnen, werden ebenfalls als Sans-Papiers bezeichnet (18 %). Weitere 19 % haben ihre Aufenthaltsbewilligung verloren, bspw. aufgrund einer Scheidung.

    6. 9'000 Kinder leben als Sans-Papiers

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    Der Schulbesuch ist für alle Kinder in der Schweiz obligatorisch - unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Würden alle Sans-Papiers-Kinder dieselbe Schule besuchen, könnten sie 450 Schulklassen à 20 Kinder füllen.

    7. Züri City Card - Der Ausweis für Sans-Papiers

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    Die Stadt Zürich will einen Stadtausweis einführen, damit sich Sans-Papiers ausweisen und ihre Rechte wahrnehmen können. Die Einführung einer Züri City Card kostet 3.2 Mio. Franken. Bei jährlichen Einnahmen von 8'997'000'000 Franken macht das 0,0001 % der jährlichen Ausgaben der Stadt Zürich aus. Gegen diese 3.2 Mio. Franken hat die politische Rechte das Referendum ergriffen. Am 15. Mai 2022 kommt es deshalb zu einer Volksabstimmung.

     
     

    Dieser Artikel erschien erstmals am 20. November 2021 auf tsüri.ch und ist hier in abgeänderter Form publiziert. Die Arbeit von tsüri.ch kannst du als Member unterstützen.