• «Bitte bleib Zuhause»

    Seit 15 Jahren lebt sie in der Schweiz, reinigt Haushalte mehrerer Zürcher Familien und bemüht sich um gute Deutschkenntnisse: Feline* ist eine von 14'000 Zürcher Sans-Papiers. Das Corona-Virus gefährdete ihre Existenz, denn Sans-Papiers können auf keine staatliche Unterstützung zählen. Wie ist es ihr während des Lockdowns ergangen? Wir haben sie getroffen.

     

     

    Erinnerst du dich noch, wann du vom Lockdown erfahren hast?

     

    Das war am 23. März. Meine Arbeitgeber haben mir alle eine SMS geschrieben und gesagt, ich solle bitte nicht mehr zur Arbeit kommen und zuhause bleiben. Vorher arbeitete ich jeden Tag, habe bei mehreren Familien geputzt. Als das Corona-Virus bekannt wurde, habe ich alle Aufträge verloren. Alle blieben Zuhause und wenn auch die Kinder Zuhause bleiben, ist es schwierig, zu putzen.

     

    Hast du von Ihnen Unterstützung erhalten?

     

    Nein, nichts. Ich hatte keinen Arbeitsvertrag und erhielt so auch keinen Lohn.

     

    Wann hast du das erste Mal vom Virus gehört?

     

    Ich habe im Internet davon gelesen und mich übers Fernsehen informiert. Alle redeten vom China-Virus. Ich fand das rassistisch.

     

    Wie hast du die Zeit während des Lockdowns erlebt?

     

    Ich lebte in meinem Zimmer und konnte nichts machen. Draussen hatten alle Angst. Ich habe mir eigene Masken genäht und meinen Freundinnen geschenkt. Und ich habe einen Deutschkurs eines Mädchens aus Deutschland absolviert. Jeden Tag habe ich von Zuhause aus gelernt. Finanziell war es sehr schwierig. Ich konnte kein Zugticket und nur wenige Lebensmittel kaufen. Ich habe einen Coop-Gutschein erhalten, aber die Artikel waren teuer. Die Hilfe war trotzdem gut. Es war alles super organisiert und die Hilfe kam zum richtigen Zeitpunkt.

     

    Mit welchen Gefühlen begegnest du den Lockerungen?

     

    Das ist gut. Die Leute haben finanzielle Probleme, wenn sie nicht arbeiten können. Jetzt ist es schon etwas besser. Ich arbeite wieder, weil die Kinder wieder zur Schule gehen. Bald kommen aber die Sommerferien, dann gibt es wieder keine Arbeit, weil die Familien dieses Jahr Zuhause bleiben. Dann sitze auch ich Zuhause (lacht).

     

    * Name geändert

     

     

    Das Corona-Virus hat gezeigt: Es braucht dringend eine Züri City Card! Danke, dass du unsere Arbeit mit einer Spende unterstützt.

     

    Für eine solidarische Stadt Zürich

    Nothilfe der Züri City Card

     

    Drei Tage nach Verkündung des Lockdowns hat die Züri City Card zu Spenden für Sans-Papiers aufgerufen. Dank 895 Spender*innen konnten fast 120'000 Franken an Lebensmittelgutscheinen verteilt werden. Die letzte Bestellung fand vor wenigen Tagen statt.

    Noch immer fehlt es einigen Sans-Papiers an Notwendigem. Staatliche Unterstützung können sie keine beantragen, der Weg in ihre Herkunftsländer ist meist versperrt. Mit der Züri City Card wollen wir ihren Aufenthalt sichern und die ihnen zustehenden Menschenrechte gewähren. Hilf mit!